Aktuell wird massenweise und unreflektiert dieser Artikel geteilt. Wir leben in einer Zeit, in der alles schwarz oder weiß sein muss. Warum kehren wir in vielen Dingen nicht wieder zurück, zu ein bisschen grau?
Es gibt etwas zwischen einem PRE, der mit 3 piaffiert, einem Speed Racker, der mit 2 über Asphalt geschrubbt wird, einem Traber, der mit 2 auf der Rennbahn geht ...und einem Isländer (Achtung, beispielsweise Auswahl), der sich mit 6 vollgefressen auf der Weide langweilt.
Nein, Pferde sind keine Menschen aber wenn es selbst bzgl eines Grundschulkindes Konsens der Wissenschaft ist, dass ein roter Kopf vom Fußballspielen nicht nur nicht zum sofortigen Tod führt, sondern wichtig für die physische Entwicklung ist, dann gilt mindestens das Gleiche für ein Lauftier Pferd.
Heute verfallen wir dem anderen Extrem, dass es zum Aufschrei der Empörung führt, wenn ein Pferd beim Reiten schwitzt oder ein Jungpferd unter 3 geführt wird.
Etwas mehr wissenschaftliche Grundlage, über was für ein Lebewesen wir sprechen, tut not. Der Bewegungsapparat eines Pferdes wird maßgeblich bis 2 ausgebildet und was bis dahin nicht passiert ist, ist nicht nachholbar.
Natürlich heißt das nicht, dass wir Fohlen satteln sollen, es heißt nicht, dass man Beine kaputtreiten soll aber zB Handpferdereiten im Schritt auf mit ans Alter angepassten Runden, kann man früh beginnen.
Gerade im Freizeitreiterbereich müssen wir uns eingestehen, dass wir viel mehr mit "Wohlstandserkrankungen" wie EMS, Allergien, Asthma etc zu kämpfen haben, die durch zu wenig Bewegung begünstigt werden als mit "Überlastungserkrankungen" (und wenn es doch mal dazu kommt, weil das 6 jährige Pferd, das nur Stehen und Fressen kennt, dann endlich in 3 Monaten fertig zum 5-Tage die Woche Reiten sein soll. )
Ein Kind, das sportlich ist und einen guten Bewegungsapparat mit viel Muskulatur und starken Sehnen und Bändern hat, wird sich nicht so schnell bei einer kleinen Stolperei ein Bein brechen wie ein Kind, das seine Kindheit vor der Playstation verbringt. Warum akzeptieren wir das beim Menschen und nicht beim Lauftier Pferd?
Insofern plädiere ich für ein kleines Bisschen mehr "grau" in der Diskussion, denn die Wahrheit liegt meist in der Mitte und jedes Pferd hat eine individuelle Einschätzung verdient.
(Eine interessante Studie dazu, was Fesselträgererkrankungen vorbeugt, die ich vor vielen Jahren zu meinen DSLD Studien fand:
https://stud.epsilon.slu.se/2656/1/wiklund_m_110528.pdf
Artikel, auf den ich mich beziehe: